Ausgeraucht – Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag
23.5.2019
Fast jeder zweite deutsche Zigarettenkonsument möchte mit dem Qualmen aufhören, wie eine Umfrage zeigt.* Raucher wollen endlich wieder frei atmen können, ohne Husten aufwachen, körperlich belastbarer sein, Geld sparen, besser riechen, ohne Sucht leben, ihr Krebsrisiko senken oder ihre Kinder schützen.
Manchen gelingt der Rauchstopp allein, anderen besser mit Unterstützung. Einige hören von einem Tag auf den anderen auf, nicht wenige brauchen mehrere Anläufe, bis es klappt. Wir haben uns unter erfolgreichen Abstinenzlern umgehört: Wie gelang der Weg vom Raucher zum Nichtraucher? Dabei zeigte sich: Er war manchmal leichter, als angenommen. Bisweilen war es noch nicht mal ein langer Weg, sondern lediglich ein Schritt. Mit den folgenden Berichten möchten wir Mut machen, diesen Schritt zu gehen.
Nur für heute - Ulrich S. (50)
Es war an einem Sonntag im November 2003, ich hatte Anzeichen einer leichten Bronchitis und ließ das Rauchen an dem Tag sein. Und am nächsten auch. Leise regte sich etwas in mir, es überhaupt aufzuhören. Als mir ein Kollege von dem Prinzip der Anonymen Alkoholiker erzählte – „Nur für heute“ – beschloss ich, auch so zu verfahren: Immer nur an dem einen, dem heutigen Tag keine zu rauchen. So wurde es Silvester, und da dachte ich, vielleicht kann ich ja Gelegenheitsraucher werden. Ich rauchte also eine. Die schmeckte mir nicht und vor allem merkte ich: Ich bin der Typ Ganz oder Gar nicht. Und so machte ich mit „Gar nicht“ weiter, einen Tag nach dem anderen. Bis heute bin ich völlig abstinent. Ich hatte bis zu diesem denkwürdigen Tag im November 22 Jahre lang nicht wenig geraucht. Und ich muss sagen: Es war erstaunlich leicht aufzuhören.
Schwächeanfall als Weckruf - Peter S. (57)
Ich habe mit 16 angefangen zu rauchen. Später konsumierte ich 50 bis 60 Zigaretten am Tag. Eines Tages war ich auf einem Kongress in Berlin, abends waren wir in einer Kneipe und ich hatte einen Schwächeanfall. Ich hatte das Gefühl, mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen. Ein Arzt vom Kongress war da und fragte: „Rauchen Sie? Hören Sie auf damit!“ Ich hörte auf. Von einem Tag auf den anderen. In meiner Jackentasche war noch die angebrochene Packung und in meinem Schreibtisch lag ein Jahr lang eine ganze Stange meiner Marke: Es hat mich nicht gestört. Ich weiß nicht genau, warum das so leicht ging. Ich habe einfach aufgehört.
Die Ego-Kränkung - Angelika M. (39)
Das war vor fast 4 Jahren, als ich aufhörte zu rauchen. Ich rauchte gerne, ich rauchte viel, ich rauchte schon viele Jahre, ich machte mir keine gesundheitlichen Gedanken. Das einzige, was mir gelegentlich etwas gegen den Strich ging, war das vage Gefühl der Abhängigkeit, das ich aber schnell überging. Eines Tages stand ich am Bahnhof, wartete auf den Zug. „Zeit für eine schnelle Zigarette“, dachte ich, und zündete mir eine an. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Angelika, du bis abhängig von dem Zeug, von den weißen Stängeln, ohne die du nicht sein kannst. Das hat mich geschockt, weil ich ein unabhängiger, freier Mensch sein möchte und bin und darauf auch stolz bin. Und dann bin ich abhängig von den Glimmstängeln, richtig unfrei eben. Ab dem Moment habe ich nie wieder geraucht. Es war also so, dass die Raucherei an meinem Ego gekratzt hat, das war die Motivation, aufzuhören.
Eine Frage der Gewohnheit - Günter S. (73)
Ich kann keine dramatische Geschichte über das Aufhören erzählen. Angefangen habe ich mit 17 Jahren, durchschnittlich rauchte ich 8 bis 12 Zigaretten am Tag. Als ich mit 55 Jahren einmal eine Erkältung hatte und deshalb ein paar Tage abstinent war, habe ich danach beschlossen, erst gar nicht wieder anzufangen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon was gegen das Rauchen, wegen dem Kratzen im Hals usw. Es ging relativ leicht. In bestimmten Situationen musste ich mir sagen: Fall nicht wieder in alte Gewohnheiten zurück. Gelitten habe ich wegen des Aufhörens nie.
Geschichte des Scheiterns mit Happy End - Christine G. (46)
Als Jugendliche habe ich angefangen zu rauchen. Später bekam ich Asthma, und wollte dann natürlich aufhören. Aber ich schaffte es nicht, ich habe immer wieder angefangen. Mal nach ein paar Wochen, mal nach einem Jahr. Meistens, wenn ich sehr angespannt war. Ich machte mir Vorwürfe deswegen. Ich weiß nicht, wie oft ich es versucht habe. Es ist eine Geschichte des Scheiterns. Eines Tages saß ich auf meinem Balkon, rauchte, die Sonne schien, es war so friedlich. Und plötzlich habe ich mir selbst vergeben – dafür, dass ich rauchte, obwohl es doch so wichtig gewesen wäre aufzuhören. In diesem Moment löste sich etwas in mir, und ich wusste, dass ich das Qualmen überwunden habe. Freude breitete sich in mir aus. Ich rauchte die Zigarette mit Genuss zu Ende und hörte auf.
Im Krankenhaus - Matthias M. (50)
Angefangen habe ich bei der Bundeswehr, weil wir da so viel Zeit hatten. 10 bis 20 selbstgedrehte Zigaretten am Tag, mehr wurden es nie, außer vielleicht mal bei einer Party. Ich hatte öfter mal daran gedacht aufzuhören, habe es aber nie versucht. In die Tat umgesetzt habe ich es dann, nachdem bei mir ein Pneumothorax festgestellt wurde, der allerdings gar nichts mit dem Rauchen zu tun hatte. Trotz des jahrelangen Rauchens war meine Lunge erstaunlicherweise vollkommen in Ordnung, wie mir der Arzt versicherte. Eine “jungfräuliche“ Lunge hätte ich. Ich lag also eine Woche im Krankenhaus. Als ich raus kam dachte ich: Okay jetzt brauche ich es auch nicht mehr. Ich hatte keinerlei Entzugserscheinungen.
Die Geburt - Kurt L. (45)
Zwanzig Jahre habe ich geraucht. Fast eine Schachtel am Tag. Ich hatte nicht die Kraft dazu aufzuhören, obwohl ich ja wusste, wie schädlich es ist. Als mein Sohn geboren wurde, habe ich es geschafft. Ich wurde bei Feiern allerdings anfangs rückfällig. Es fiel mir sehr schwer, in bestimmten Situationen aufs Rauchen zu verzichten. Ich bin stolz darauf, inzwischen seit 10 Jahren nicht mehr zu rauchen. Körperlich fühle ich mich topfit. Aber ich würde auch nie aus Jux an einer Zigarette ziehen, aus Angst rückfällig zu werden.
Zigaretten? Nein Danke! - Anke H. (31)
Ich habe nie geraucht. Hatte einfach keine Lust dazu, es hat mich auch nie dazu verlockt. Mal ein Gläschen Wein trinken, ja, das schon. Aber Zigaretten? Nein!
* ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: Jeder zweite Raucher will aufhören; Pressemitteilung vom 19. Juli 2017