Hausstauballergie im Winter - Sinnvolle Maßnahmen statt Rundumschlag
Hausstaub-Allergiker haben doppelt Pech: Dem Hausstaub kann man kaum aus dem Weg gehen, und die Beschwerden haben das ganze Jahr über Saison. In der Heizperiode kann es jedoch zu einem Höhepunkt des Leidens kommen.
Im Spätsommer und frühen Herbst ist die Milbendichte in der Wohnung am höchsten, weil es in der Jahreszeit feucht und warm ist – das sind optimale Bedingungen für die Tiere. Mit Beginn des Winters nimmt die Anzahl der Milben durch zunehmende Trockenheit durch die Heizungsluft zwar ab, doch trotz des Massensterbens erreichen die allergischen Beschwerden wie Niesen, Juckreiz oder Atemnot in der kalten Jahreszeit oft ihren Höhepunkt: Durch das Heizen werden die allergiauslösenden Kotbällchen der Milben, die sich auf Boden und Möbeln angesammelt haben, aufgewirbelt und eingeatmet.
Wissenschaftler schätzen, dass in Deutschland etwa sieben Prozent der Bevölkerung an einer ganzjährigen Hausstaubmilbenallergie leiden. Im Zuge einer Langzeitstudie zur gesundheitlichen Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS) hat das Robert-Koch-Institut zwischen 2003 und 2006 bei fast 13.000 Kindern im Alter von 3-17 Jahren den Gehalt an spezifischen IgE-Antikörpern gegen 20 Allergene gemessen. Im Ergebnis war die Sensibilisierung gegen Hausstaub-Allergene die zweithäufigste nach Gräsern. Die spezifischen IgE-Antikörper wurden bei 19 Prozent aller Mädchen und knapp 26 Prozent aller Jungen gefunden.
Patienten mit Hausstauballergie müssen die Staubbelastung im Haus reduzieren. Sie bekommen dabei oft den Rat, ihre komplette Wohnung zu sanieren – eine Aufgabe, vor der viele kapitulieren. Sinnvoller ist es, sich auf den wichtigsten Bereich zu konzentrieren, nämlich das Schlafzimmer. In den dortigen Staubproben findet sich die größte Milbenkonzentration innerhalb der Wohnung – bis zu hundertmal mehr Milben als in Proben aus dem Wohnzimmer.
Durch die Temperaturerhöhung der im Bett schlafenden Menschen und ihre Transpiration ergeben sich ideale Lebensbedingungen für die Tiere. Außerdem finden sie hier reichlich Futter, menschliche Hautschuppen, die sich im und um das Bett herum vermehrt ansammeln. Die höchsten Milbenkonzentrationen innerhalb des Schlafzimmers finden sich in Matratzen, Decken und Bettwäsche.
Erst in zweiter Linie wird empfohlen, die Maßnahmen auf das übrige Schlafzimmer und dann mit absteigender Priorität auf die weiteren Räume der Wohnung auszudehnen.
Raumklima
Das Schlafzimmer immer gut lüfteten und tendenziell zu kühl als zu warm halten. Die Umgebung des Bettes sollte möglichst staubfrei sein.
Bettgestell
Allergiker sollten ein offenes Bettgestell ohne Kasten benutzen, damit die Matratzenfeuchte abdampfen kann.
Matratze
In alten Matratzen finden sich besonders viele Milben, sie sollten daher ausgetauscht werden. Damit sie gut belüftet wird, empfiehlt es sich, die Matratze beim Wäschewechsel zu wenden.
Decke und Kissen
Egal, welches Material man für Decke und Kopfkissen wählt, wichtig ist, dass sie waschbar sind. Allergiker sollten beide alle vier Wochen waschen, um so den Fortpflanzungszyklus der Milben, der bei optimalen Bedingungen etwa 30 Tage dauert, zu durchbrechen.
Bettwäsche
Eine einfache und effektive Maßnahme ist es, die Bettwäsche häufig zu waschen, am besten jede Woche bei 60 Grad.
Encasing
Die Matratze kann mit einem milbendichten Bezug (Encasing) versehen werden, der verhindert, dass der Milbenkot in die Atemluft gelangt.
Hausstaubmilben: Herzlose Hautfresser
Hausstaubmilben sind 0,3 mm kleine Spinnentiere und lieben es warm und wohlig. Bevor der Mensch anfing, seine Häuser zu beheizen und Fenster und Türen zu verriegeln, so dass es das ganze Jahr über gleichmäßig warm ist, lebten die Milben wahrscheinlich vorwiegend in Vogelnestern. Aber seit es bei uns zuhause so schön kuschelig ist, haben sie es sich in unserer Nähe bequem gemacht.
Die Tiere besitzen, wie viele Winzlinge im Tierreich, kein Herz. Allein die Bewegung des Tieres lässt das Blut zirkulieren. Während ihrer Entwicklung durchlaufen die Tiere drei Larvenstadien, sie können bis zu vier Monate alt werden. Die häufigsten Arten sind Dermatophagoides pteronyssinus, die europäische Hausstaubmilbe und Dermatophagoides farinae, die amerikanische Hausstaub-milbe. Beide lieben Temperaturen um die 25 °C und Luftfeuchte von circa 75 Prozent. Der wissen-schaftliche Name Dermatophagoides heißt soviel wie „Hautfresser“. Denn Milben leben von unseren Hautschuppen. Da sich unsere Haut permanent regeneriert, stoßen wir die abgestorbenen Hautzellen regelmäßig ab. Das ergibt 0,5 bis 1 Gramm pro Tag und Mensch als Futter für die Milben ...
Erstellt: am 08.11.2019
Quellen:
- Homepage der Parasitologie an der Universität Kiel
- Lungenärzte im Netz: Haustauballergie abgerufen am 8.11.2019
- Offene Bettgestelle bei Milbenallergie; In: Ärzte Zeitung, 13.04.2006
- Allergieinformationsdienst: Hausstaubmilbenallergie: Präventionabgerufen am 8.11.2019